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Neubaugebiet spannt Bogen in Vergangenheit
  • Sonntag 01.11.2020

Neubaugebiet spannt Bogen in Vergangenheit

Für den Bauträger ist das neue Wohngebiet Friedrichspark wahrlich ein Bauprojekt mit Weitblick, sowohl wohnwirtschaftlich wie auch für Arbeitsplätze oder fürs lokale und regionale Handwerk.

Den Blick zurück in die Geschichte wirft indes der Name Friedrich, als das erste Villinger Krankenhaus in der Herdstraße entstand.

VS-Villingen. Die zentral gelegene und einst von 24 000 Quadratmetern umgebene Grünfläche des ehemaligen Krankenhauses als einst große Parkanlage vereint laut Bauträger "die Vorzüge urbanen Lebens mit einem grünen Zuhause". Wer mal zu Fuß oder mit dem Rad den Friedrichspark am Rande der Südstadt beschnuppert, zwischen Einfamilien-, Ketten-, Doppel- und Reihenhäusern sowie Wohnblocks umherschaut, der erkennt wohl fünf Straßen, deren Namen die Top-Bauträger GmbH mit der Stadt erarbeitet hat.

Namen, die den familiären Bezug zu Friedrich I. von Baden zeigen: Luise-von-Preußen-Straße, die Ehefrau Friedrichs I, Viktoria-von-Baden-Straße, die Tochter der beiden, Friedrichsplatz und Friedrich-Wilhelm-Straße, der Sohn der beiden, sowie Hilde-von-Nassau-Straße, Schwiegertochter und Frau von Friedrich Wilhelm. Der Name richtet den Blick in die Historie: Das erste Villinger Krankenhaus in der Herdstraße, heute Internatsleitung und Speisesaal der Hotelfachschule und belegt von Kreisämtern, wurde nach Großherzog Friedrich I. benannt. Dieser "wohlwollende Patriarch und Landesvater", den liberale Zeitungen seiner Zeit als "Genius der Liberalität" feierten, taucht in der Geschichte Villingens immer wieder auf.

In der Neuzeit, als der Adel nur noch auf dem Papier wirkte, wurde das Krankenhaus 1936 in Städtisches Krankenhaus Villingen umbenannt. Nach nun 84 Jahren wurde der Name des einst ersten unter aller vermeintlich gleichen Badenern, der 55 Jahre an der Spitze des Landes Baden wirkte, aufgegriffen und mit diesem wegen der ursprünglich vielen tausend Quadratmetern Grün- und Parkfläche am einstigen Villinger Klinikum mit einem ansonsten namenlosen Gelände verquickt: Friedrichspark.

Das einstige Villinger Krankenhaus ist Geschichte, und seit dem kompletten Abriss Ende des Jahres 2015 erinnert auch optisch nichts mehr daran: In der Historie der Stadt spielt es allerdings eine große Rolle: Ab 1961wurden 52 Jahre lang tausende Patienten behandelt. Der Neubau wurde am 28. Mai 1956 vom Gemeinderat für den Frieden­grund beschloss. Die Medien berichteten damals vom Krankenhaus, im ersten Abschnitt mit 350 Betten, als dem größten Bauwerk der Stadt seit den mittelalterlichen Festungsanlagen mit Tor- und Wehrtürmen. Dem neuen Krankenhaus in der oberen Südstadt sollte auch ein Kinderkrankenhaus folgen, das im Mai 1971 mit 115 Betten eingeweiht wurde. Mit dabei waren ein zweites Schwestern-Wohnheim sowie eine Kranken- und Kinderkranken-Pflegeschule. Mit dem neuen Schwarzwald-Baar-Klinikum wurde diese Lokalgeschichte im Juli 2013 abgeschlossen: Der Weg war frei für den Friedrichspark.

Um nach 1900 den von der staatlichen Aufsichtsbehörde als dringend erachteten Neubau eines Krankenhauses nicht weiter hinauszuzögern, beschloss der Gemeinderat, einen solchen Bau aus Mitteln des Spitalfonds statt – wie geplant – am Bickeberg in der Herdstraße zu finanzieren. Die Zimmer nach Süden sollten den Patienten vorbehalten bleiben und nicht als Funktionsräume genutzt werden. Eine "Irrenzelle" im Keller sei zu wenig, hier seien zwei nötig. Bei den Krätze-Kranken, einem Befall der Haut mit Milben, kämen sowieso nur Männer in Frage, da reiche ein Zimmer, in dem man zwei oder drei von ihnen unterbringen könnte. Nach Prüfung des Verwaltungshofes, ob sich die Finanzierung mit dem Stiftungszweck vereinbaren lasse, erfolgte der erste Spatenstich im Januar 1910. An Kosten kalkulierte man 325 000 Mark, ein Teil musste als Darlehen aufgenommen werden. Die Kosten wurden nur wenig überschritten. Nach kurzer Bauzeit wurde das Krankenhaus 1912 mit dem Namen des badischen Großherzogs als Friedrich-Krankenhaus in Betrieb genommen. Friedrich I. von Baden (1826 bis 1907) war von 1852 bis 1856 Regent und danach Großherzog von Baden.

Quelle:
Schwarzwälder Bote vom 01.11.2020 (von Wolfgang Bräun)

Bild:
Die Straßen im neuen Wohngebiet Friedrichspark erinnern an das Wirken von Großherzog Friedrich I. in Villingen | Bild: Bräun, Schwarzwälder Bote

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